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Grundschule Dorf-/Stadtprozelten möchte Naturpark-Schule werden

16.06.2021
Kooperationsvereinbarung unterzeichnet

Die Grundschule Dorf-/Stadtprozelten wird bei der Natur- und Umweltbildung zukünftig enger mit dem Naturpark Spessart e.V. zusammenarbeiten. Am 8.6. unterzeichneten Vertreter:innen der 1972 gegründete Verbandsschule, der beteiligten Gemeinden und des Naturparkvereins eine entsprechende Kooperationsvereinbarung. Das Ziel: die Zertifizierung der Grundschule als offizielle Naturpark-Schule gemäß den Kriterien des Verbands deutscher Naturparke.

„Die Kooperation mit dem Naturpark Spessart ist das i-Tüpfelchen für die Schulgemeinschaft”, freut sich Elisabeth Steger, Bürgermeisterin der Gemeinde Dorfprozelten. In und um die Schule ist man seit jeher in Sachen Umwelt aktiv. „Hier wurde schon immer auf eine naturnahe Bepflanzung geachtet”, so die Bürgermeisterin; die Kinder seien eifrige Unterstützer:innen. Zum Beispiel bei Flursäuberungen oder dem Anbringen und Pflegen von Nistkästen.

Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Naturparks freut sich über die Partnerschaft mit der Grundschule: „Die 10-jährige Erfahrung mit der Grundschule Partenstein zeigt, wie sehr Lehrkräfte und Kinder von der Kooperation profitieren.“ Der Naturpark will das Konzept daher auch an andere Schulen bringen, doch fehlten dafür die Personalkapazitäten. „Nun, da wir seit gut zwei Jahren unser Ranger-Team haben, können wir das Netzwerk an Naturpark-Schulen ausbauen.”

Naturpark-Rangerin Victoria Schuler wird Ansprechpartnerin für die Grundschule sein. „Ich koordiniere die Aktivitäten und organisiere zum Beispiel gemeinsam mit der Schule, unseren Naturpark-Führerinnen und -führern und anderen Fachleuten Aktions- und Exkursionstage.“
„Dabei gehen wir immer auf die Inhalte des Lehrplans ein”, so die Rangerin. Je nach Jahrgang seien dies zum Beispiel Wiesen und Weiden, Wald und Hecken aber auch Dinge, die für den Ort der Schule typisch sind und die regionalen Nutzungsformen widerspiegeln „Schauen Sie: hier haben wir den Main direkt vor der Schule. Ich könnte mir vorstellen, dass wir etwas zum Thema Fischerei machen. Oder ein Aktionstag zur Streuobstwiese, an dem wir dann gemeinsam mit den Kindern Streuobst sammeln und Apfelsaft pressen.”

Rainer Kroth, Bürgermeister von Stadtprozelten, ergänzt. In Zeiten, wo die Kinder immer mehr mit Handy konfrontiert werden, sei es wichtig, dass sie die Natur erleben. „In meiner Generation war die Natur noch wichtiger als Hausaufgaben. Da war man nach der Schule sowieso den ganzen Tag draußen.” Er habe selbst schon verschiedene Natur-Aktionen geleitet; er erlebt Kinder an solchen Tagen als aufgeschlossen und begeistert.

Thomas Weigel ist seit 2017 Rektor der Grundschule (seit 1996 als Lehrkraft an der Schule) und bestätigt, dass Umweltbildung gut bei den Kindern ankomme. Genau so solle nachhaltiges Lernen aussehen: „Wir stellen fest, dass Wissen dann hängen bleibt, wenn alle Sinne angesprochen werden — wenn man Inhalte mit Herz, Hand und Verstand vermittelt.” Gerade in Corona-Zeiten war die Umweltbildung eine tolle Abwechslung. „Während die Kinder in der Zeit sehr viele Arbeitsblätter bearbeiten mussten, waren Umweltaufgaben eine Bereicherung.” Die Kinder seien zum Beispiel mit Eifer bei der Sache gewesen, als es darum ging Wiesenblumen zu bestimmen. Rektor und gesamtes Kollegium sehen die Zukunft zusammen mit dem Naturpark Spessart als gewinnbringend für die Kinder.

Andreas Bieber, Vorsitzender Schulverband Dorf-Stadtprozelten, freut sich ebenso über die Unterstützung von außen. Er hat Erfahrung in Sachen Natur, war ehemals als Fachberater für Umweltbildung im Landkreis Miltenberg aktiv. „An der Schule vermitteln wir oftmals nur das Wissen, aber durch die Aktionen und die Praxis mit dem Naturpark Spessart wird dieses Wissen geerdet”, so Bieber. Erst wenn Kinder selbst entdecken und bestaunen könnten, entwickle sich echte Wertschätzung. „Nur so entsteht Verbundenheit mit der Natur.” Das sei, so Bieber, der große Vorteil des ländlichen Raums. „Wir haben die Natur hier vor Ort, für die Leute aus der Stadt erst rausfahren müssen.”

Thomas Zöller, stellvertretender Vorsitzender des Naturparkvereins und Bürgermeister des Markts Mönchberg freut sich, dass so viele Schulen im Landkreis Miltenberg an der Zertifizierung zur Naturpark-Schule interessiert sind. „Nach Faulbach sind wir jetzt hier soweit und auch in Mönchberg und Röllbach haben die Schulen Interesse.” Für Zöller ist klar: „Es gibt keinen Plan B für unseren Planeten, es gibt nur diesen einen!” Und den gelte es zu schützen. „Nur, wenn wir unseren Kindern beibringen, dass man mit der Natur gut umgeht, sehe ich eine gute Zukunft für weitere Generationen.”

Bürgermeisterin Elisabeth Steger ist überzeugt: Durch das Fachwissen und die Förderung durch den Naturpark Spessart bekommt das Thema Umweltbildung eine andere Wertigkeit für die Schule. „Ich bin sehr froh, dass Rektor und Lehrerschaft die Kinder mitziehen und gemeinsam für die Natur aktiv werden.”

Die Grundschule Dorf-/Stadtprozelten könnte die vierte offizielle Naturpark-Schule im Spessart werden. Bereits zertifiziert sind die Grundschulen in Partenstein und Faulbach. Die Grundschule in Mömbris-Gunzenbach wird heuer die Auszeichnung erhalten. Bundesweit gibt es inzwischen über 130 Naturpark-Schulen. Das Konzept stammt aus Österreich: Schulen kooperieren eng und dauerhaft mit Naturparkverwaltungen und regionalen Partnern. So werden den Kindern Natur- und Nachhaltigkeitsthemen vermittelt.

Text und Foto: Oliver Kaiser

Die Kooperationspartner im angeregten Gespräch, vorne Rangerin Victoria Schuler und Rektor Thomas Weigel, im Hintergrund die Bürgermeister Kroth, Zöller und Steger (von links)

(von links) Bürgermeister Rainer Kroth, Andreas Bieber, Rektor Thomas Weigel, Bürgermeisterin Elisabeth Steger und der 2. Vorsitzende des Naturparks Thomas Zöller unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung

(von links) Bürgermeister Rainer Kroth, Bürgermeisterin Elisabeth Steger und Rektor Thomas Weigel freuen sich über die Kooperationsvereinbarung mit dem Naturpark Spessart

Kategorien: Die Gemeinde Dorfprozelten informiert

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